In der Zeitung war kürzlich zu lesen, dass im Bundeskanzleramt Psychologinnen und Psychologen gesucht werden für die Projektgruppe „Politische Planung“ (Link zum RNZ-Beitrag vom 26.8.14). Klasse! Das ist eine exzellente Entscheidung und bringt die Psychologie in eine gute Position zu zeigen, was man mit unseren Erkenntnissen auf dem politischen Feld anfangen kann!
Entscheidungsarchitekturen, komplexes Problemlösen, dynamisches Entscheiden: Da schlummert einiges und wartet auf Anwendung! Viele Themen der Tagespolitik kann man unter psychologischer Perspektive betrachten. Gerade die Komplexität politischer Entscheidungsprozesse lädt dazu ein, Erkenntnisse aus den Bereichen „dynamic decision making“ und „complex problem solving“ fruchtbar zu machen. Ein gutes „nudging“ (sensu Thaler & Sunstein) wäre auch beim Organspenden wirklich hilfreich!
Waffenlieferungen an die kurdischen Peschmerga erscheinen als die einfachste Problemlösung in einer ethisch schwierigen Situation – warum wird nicht auf politischer Ebene daran gearbeitet, dass die IS-Truppen keine Finanzmittel mehr aus dem Verkauf besetzter Ölförderanlagen erzielen können? Oder keine Waffen mehr aus Drittländern erhalten? Systemische Analysen findet man in der politischen Diskussion selten – häufiger sind einfache Haupteffekt-Modelle („wenn die Peschmerga die richtigen Waffen in die Hand bekommen, halten sie damit den Vormarsch der IS-Truppen auf“). Frieden schaffen mit Waffen: Ich kenne zahlreiche Beispiele dafür, wo dieses Konzept gescheitert ist.
Dass die nun eingesetzte Projektgruppe sofort Wirkung zeigt, wage ich allerdings zu bezweifeln – immerhin ist ein Anfang gemacht. Und wie das Beispiel des Harding Center for Risk Literacy zeigt, kann man bereits mit einer kleinen Truppe schlagkräftig die Öffentlichkeit informieren und aufklären. Mal sehen, was da aus dem Bundeskanzleramt an die Öffentlichkeit kommt.