Im Jahre 2007 ist es mit einem Auftaktsymposium an der Uni Essen gestartet, nun hat am 7./8.10.13 am DIPF in Frankfurt das Abschlusssymposium zum sechsjährigen DFG-Schwerpunkt-Programm (SPP) „Kompetenzdiagnostik“ stattgefunden. An diesem Gemeinschaftsvorhaben, das Eckhart Klieme und Detlev Leutner initiiert und als Sprecher geleitet haben, habe ich als Projektleiter über 3 Förderperioden zu je 2 Jahren unter dem Titel „Dynamisches Problemlösen“ teilgenommen.
Aus meiner Sicht ist dieses Projekt (es läuft kostenneutral noch bis Ende 2014) zu einem erfolgreichen Vorhaben geworden, das mit unseren Erfolgen auf dem internationalen PISA-Parkett eng verbunden ist. Meine Rolle als Chairman der „International PISA Expert Group on Problem Solving“ endet offiziell Ende 2013, aber natürlich laufen viele Fäden weiter. Dazu gehören etwa die Publikation der offiziellen OECD-Dokumentation zum Bereich „Problem Solving“, die im April 2014 erfolgen wird und die die Ergebnisse unserer weltweiten Erhebung enthält, oder die von Beno Csapo, Andreas Schleicher und mir geplante Herausgabe eines OECD-Buches mit Hintergrundartikeln zu PISA Problem Solving.
Insgesamt wurden in der sechsjährigen Laufzeit des DFG-SPP 29 Vorhaben zum Thema „Kompetenzdiagnostik“ gefördert, aus denen bisher >200 Veröffentlichungen (davon mehr als ein Viertel in internationalen Journals), >500 Konferenzbeiträge (davon mehr als die Hälfte auf internationalen Tagungen) und >80 Doktoranden/Habilitanden hervorgegangen sind (Stand Sommer 2013, Tendenz weiterhin wachsend). Die entstandenen Testinstrumente sollen in einer öffentlich zugänglichen Testdatenbank am DIPF zugänglich und damit nachhaltig gemacht werden.
Neben diesen zählbaren Größen (was sagen sie uns eigentlich?) sind andere Effekte weniger leicht messbar, aber mindestens ebenso wichtig: die internationale Vernetzung der empirischen Bildungsforschung in Form persönlicher Kontakte oder die Visibilität deutscher Beiträge zu internationalen Programmen wie PISA oder PIAAC.
Während der erste Tag des zweitägigen SPP-Abschlusses der internen Bestandsaufnahme und weitergehenden Planung diente, war der zweite Tag als „Bildungspolitisches Forum“ an die Öffentlichkeit gerichtet. Knapp 400 Teilnehmende hörten sich in kompakter Form ausgewählte Ergebnisberichte an und diskutierten Erträge des SPP vor allem unter Anwendungsperspektiven. Bildungspolitiker, Journalisten und Wissenschaftler waren sich einig, dass die von der empirischen Bildungsforschung bereitgestellten Messinstrumente nun reif gemacht werden müssten für den Einsatz im Unterricht. Dazu ist allerdings noch eine Menge zu tun.
Bezogen auf die von uns entwickelten Instrumente zum Problemlösen in dynamischen, interaktiven Situationen geht es nun darum, die verschiedenen messbar gemachten Kompetenzbereiche („Facetten“) mit individuellen Trainingskomponenten auszustatten, um aus den Messergebnissen Konsequenzen zur Verbesserung von Kompetenzdefiziten ableiten zu können.
Trainingsprogramme zum Umgang mit komplexen Problemsituationen sind Mangelware – schon bei Dörner (1998) ist zu lesen, dass eine einfache Lösung des Trainingsproblems nicht zu erwarten sei, sondern vielmehr eine „Anforderungssymphonie“ geschrieben werden müsse, die den Problemlösenden vor vielfältige, heterogene Herausforderungen jenseits der Routinehandlungen stelle. Davon sind wir weit entfernt. Schön wäre es, wenn es für die verschiedenen Facetten und deren Kombinationen Trainingsmodule geben würde.
Neben der Entwicklung von Trainings ist auch die Weiterentwicklung unserer Messinstrumente ein konkretes Ziel: Die von Andreas Fischer propagierte „Inbox HD“ (siehe Fischer & Funke, 2013) steht z.B. auf dem Programm. Es handelt sich dabei um eine angereicherte Postkorb-Situation, wie sie im beruflichen Alltag vorkommt. Wir lenken damit den Blick wieder auf etwas komplexere Situationen und wechseln vom pädagogischen Anwendungsbereich in den betrieblichen Bereich. Weitere Entwicklungslinien sind das kollaborative Problemlösen (z.B. mit dem Szenario „Flood„), die Planungs- und Problemlösediagnostik im klinischen Bereich mit „Planaday„) sowie der Einsatz unseres optimierten „Tailorshop„-Szenarios.
Am Ende einer langen Förderzeit bleibt der Dank an die DFG und die Erkenntnis, dass zwar einige Fragen erfolgreich beantwortet wurden, viele weitere Fragen aber noch ihrer Bearbeitung harren und damit unsere Forschung weitergehen wird!
PS: Auf dem Abschlussball im wunderschönen Restaurant Mainnizza (direkt am Main) durfte ich als DJ Funk etwas Musik machen – bekannte Größen der Bildungsforschung tanzten ausgelassen, und zu nächtlicher Stunde wurde der Geburtstag eines bekannten Bildungsforschers gefeiert!