Das „Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation“ (ZPID) an der Universität Trier feiert sein 40jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass gab es eine Feierstunde im Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais in Trier, zu der u.a. der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft erschien, aber auch viele andere, z.T. von weit her gereiste Politikerinnen und Wissenschaftler, die dem ZPID die Ehre ihres Besuchs gaben.
Was macht das ZPID? Günther Reinert, einer der Gründungsprofessoren des Psychologischen Instituts an der Uni Trier (sie wurde Anfang der 70er Jahre zusammen mit Kaiserlautern als Uni TR-KL gegründet), war nicht nur Spezialist für Bibiographieren, sondern hat sehr früh schon den Bedarf an fachspezifischer Information gesehen und eine zunächst kleine Institution gegründet, die deutschsprachige psychologische Veröffentlichungen gesammelt und dokumentiert hat. Die Anregung zu diesem Institut hat übrigens Carl Graf Hoyos in den frühen 60er Jahren gegeben, unser früherer Heidelberger Kollege Carl-Friedrich Graumann hat sie in seiner damaligen Funktion als DGPs-Präsident vorangetrieben. Mehr zur Geschichte des ZPID findet man hier.
Mein Bezug dazu? Nicht nur, dass ich als junger Student an der Uni Trier die Anfänge dieses Zentrums hautnah mitbekommen habe – ich hatte auch das Vergnügen, Günther Reinert noch persönlich kennengelernt zu haben und bei ihm eine Einführung in die korrekten Zitiertechniken erhalten habe. Penibelst wurde Quellen analysiert und dokumentiert – sogar Druckfehler im Titel oder bei Autor-Namen mussten übernommen werden, das verlangte die quellenkorrekte Zitierweise. Reinhold Scheller hat dies als Mit-Herausgeber der „Trierer Psychologischen Berichte“, einer „grauen“ Literaturquelle für schnelle Vorab-Publikationen, noch weiter kultiviert.
Literatursuche in den 70er Jahren war hart, ja man kann sagen: dies war in den Anfangsjahren elektronischer Datenverarbeitung gerade ein Abenteuer für Jäger und Sammler. Man musste in Büchern nach Quellen suchen, die modernste Form waren monatliche Druckwerke, die unter dem Titel „Psychological Abstracts“ Zusammenfassungen aller neu erschienenen Zeitschriftenartikel enthielten. Diese Zusammenfassungen, zusammen mit klassifizierenden Stichworten, wurden von ZPID-Mitarbeitern EDV-mäßig erfasst und standen zur Suche bereit – eine tolle Erleichterung gegenüber der Option, in dicken Abstract-Büchern die Stecknadel im Heuhaufen zu finden. Heute kann man PsycSpider benutzen: http://www.zpid.de/PsychSpider.php
In der Anfangszeit vom IDW und aus Mitteln der Uni Trier getragen, konnten später Bundesmittel gewonnen werden. Die Finanzierung erfolgt zunächst im Rahmen der „Blauen Liste“ der Bund-Länder-Einrichtungen, aus der die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) erwuchs. Seit 1997 ist das ZPID reguläres Mitglied der WGL (Leibniz-Gemeinschaft).
Trotz meines Fortgangs aus Trier im Jahr 1984 sind die Fäden zur ZPID eng geknüpft: Von 1997-2006 war ich zwei Amtszeiten lang Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der ZPID, seit 2011 bin ich Mitglied in dessen Kuratorium.
Die Welt der Informationssuche hat sich in den vier Jahrzehnten seit Gründung der ZPID radikal gewandelt, aber die Notwendigkeit fachspezisch kontrollierter und gesammelter Information ist größer denn je. Die Flut an Information macht es notwenig, Spreu von Weizen zu trennen; dies gelingt nur durch Fachleute, die entsprechende Publikationen beurteilen können.
Zudem ist heute auch ein Aufmerksamkeits-Wettbewerb zu führen. Taucht ein Beitrag nicht in einer der führenden Datenbanken auf, ist er so gut wie nicht erschienen. Die amerikanische Dominanz unter den Anbietern weltweit führender Datenbanken für Fachinformationen führt natürlich auch zu einer Definitionsmacht darüber, was gefällt und was nicht. Auch aus diesem Grund scheint es mir nötiger denn je, eine autarke deutsche Psychologie-Institution zu pflegen, die keinen kommerziellen Interessen folgt und als europäisches Gegengewicht gegen amerikanische Marktbeherrschung dienen kann.
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Hier die Pressemitteilung der ZPID zum Festakt:
Gut besuchte Feier anlässlich des 40-jährigen Bestehens des ZPID
Mit einem gut besuchten Festakt im Rokoko-Saal des Kurfürstlichen Palais in Trier feierte das Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) am 11. Oktober sein 40-jähriges Bestehen. Zahlreiche geladene Gäste – darunter auch prominente Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Leibniz-Gemeinschaft – kamen am 11. Oktober nach Trier ins Kurfürstliche Palais, um den Festakt zum 40-jährigen Jubiläum des Leibniz-Zentrums ZPID zu begehen. Den Auftakt der Veranstaltung bildete die Begrüßung der Anwesenden durch den Direktor des ZPID, Prof. Dr. Günter Krampen. Es folgten Grußworte von Frau Staatssekretärin Vera Reiß (MBWWK Rheinland-Pfalz), Frau Staatssekretärin Ulrike Flach (BMG), Prof. Dr. Karl Ulrich Mayer, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) und Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier. Die Redner würdigten die Entstehungsgeschichte des ZPID und griffen insbesondere seine für das Jahr 2013 anstehende Überführung in eine Anstalt des öffentlichen Rechts des Landes Rheinland-Pfalz auf.
In ihren Grußworten hoben die Staatssekretärinnen insbesondere die wichtige Rolle der Förderung des ZPID in ihren jeweiligen Häusern hervor und lobten die erfolgreiche Entwicklung des Instituts. Der WGL-Präsident Mayer griff seinerseits die Geschichte des ZPID aus der Sicht der Leibniz-Gemeinschaft auf und betonte die wichtige Rolle der außeruniversitären Forschung. Universitätspräsident Jäckel würdigte die Bedeutung des ZPID für die Universität Trier. Musikalische Darbietungen zwischen den einzelnen Reden trugen zu der stimmungsvollen Atmosphäre im Rokoko-Saal des Palais bei.
Den Festvortrag mit dem Titel „40 Jahre wissenschaftliche Fachinformation – in Internet-Zeiten wichtiger denn je“ hielt der ehemalige Direktor des ZPID, Prof. em. Dr. Leo Montada. Er schilderte lebendig und detailliert die ereignisreiche Historie des Instituts. Von Tätigkeiten und Bedeutung des ZPID in Vergangenheit und Gegenwart ausgehend, leitete er über zu den bevorstehenden Aufgaben des Instituts in den Zeiten des allgegenwärtigen Informationsüberangebots, das auch vor der Wissenschaft nicht Halt macht.
Den Ausklang des Festakts bildete ein Empfang im prachtvollen Empfangssaal im Erdgeschoss des Kurfürstlichen Palais.