Weihnachten und Problemlösen

Weihnachten und Problemlösen? Weihnachten ist ja zunächst einmal DAS Problem schlechthin, oder? Angefangen mit den Geschenken, über die Terminfrage (am 1. Feiertag bei *Deinen* Eltern oder doch bei meinen?), die Gästeliste bis hin zum Speiseplan („nicht schon wieder eine fette Gans!“) – wahrlich ein gefundenes Fressen für Problemlöseforscher wie mich.

Begegnung mit dem Weihnachtsmann

Woher kommen diese Probleme? Probleme hat man nur, wenn man Ziele verfolgt. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass man sie nicht erreicht! „Ich will an Weihnachten alle glücklich machen“ könnte so ein unerreichbares Ziel sein, an dem man scheitert. Probleme entstehen auch da, wo unvereinbare Ziele aufeinanderstoßen: Etwa beim Schmuck des Weihnachtsbaums! Ich kenne eine Geschichte, in der zwei Traditionen unversöhnlich aufeinander prallten. Der eine Teil der Familie war gewohnt, den Weihnachtsbaum silbern zu schmücken. Die andere Familientradition war die rot-grüne. Was ist passiert? Der Opa hat die obere Hälfte des Baums in Silber geschmückt, die Schwiegermutter die untere in rot-grün. Problem salomonisch gelöst – und über das Ergebnis konnte man sogar noch lachen!

Die Probleme sind also zahlreich – aber auch die üblichen Problemlöser: der Alkohol, der die Sinne benebelt; das Fernsehen, das die Kommunikation miteinander erspart; das schweigende „Aussitzen“ (die Kohlsche Strategie); die teuren Geschenke, mit denen Konflikte überdeckt werden; der offene Streit, der die eigentlich erträumte friedliche Atmosphäre zerstört. Kommt man überhaupt anders aus den Problemen wieder heraus?

In den anfänglichen Bemerkungen über das Wesen von Problemen steckt der Hinweis auf eine bessere Strategie zu ihrer Lösung: Ziele und Erwartungen tiefer stapeln! Wenn man an Weihnachten nicht die ganze Welt glücklich machen kann, dann wenigstens den Partner oder die Kinder – oder wenigstens sich selbst. Nichts ist einfacher als seine Erwartungen zu reduzieren und ein bisschen mehr der Realität anzupassen.

Sind die Probleme denn wenigstens *nach* Weihnachten gelöst? Ja und nein – ein paar der vorweihnachtlichen Probleme haben sich aufgelöst (hoffentlich in Wohlgefallen!), aber neue Probleme sind hinzugekommen: Wohin mit den Geschenken, die man eigentlich nicht gebrauchen kann, aber aufbewahren muss, weil eines Tages vielleicht eine Nachfrage danach kommt?  Was ist mit denjenigen, die schon am ersten Feiertag meckernd abgereist sind? Wie geht man mit den Verletzungen um, die vielleicht vorkamen? Wird es dort je wieder gute Beziehungen geben?

Ich bin Problemlöseforscher und kein Hellseher – aber die Hoffnung darauf, dass unsere Probleme nach Weihnachten weniger werden, wird vermutlich wieder enttäuscht werden! Kein Wunder, dass Problemlösekompetenzen ständig gefragt sind, im Familien- und Freundeskreis ebenso wie am Arbeitsplatz. Einige Probleme aus dem alten Jahr mögen vielleicht gelöst worden sein, andere Probleme brodeln weiter und neue kommen hinzu. Um eine Redensart aus dem Fussball zu übernehmen: „NACH dem Problem ist VOR Problem!“

Frohe Weihnachten und guten Rutsch wünsche ich allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs!

PS: Der voranstehende Blogbeitrag ist zuerst als Gastbeitrag unter dem Titel „Weihnachten & Problemlösen“ erschienen am 23.12.2012 in Petra Schuseils „Lebenstempo-Blog„. Über Petra Schuseil als Coach siehe meinen Blog-Eintrag vom 7.8.2009.

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