Die Bekanntgabe der Gewinner der zweiten Runde der Exzellenzinitiative ist erfolgt und …: die Uni Heidelberg ist wieder mit dabei! Yippie yeah!!! Das tut – nach all‘ dem dafür geleisteten Aufwand – richtig gut! Damit kommt für die nächsten 5 Jahre nicht nur eine Menge Geld in die knappen Kassen, sondern es gibt auch frische Impulse in der Forschung und in der Lehre (wir sind stolz auf unsere forschungsorientierte Lehre!).
Vor wenigen Monaten hatte ich über die Anhörung durch die Gutachter geschrieben (siehe https://joachimfunke.de/2011/12/01/exzellenzinitiative-lets-hope-again/) und die finanziellen Hintergründe benannt. Nun kommt es in die inhaltliche Phase, in der die Psychologie maßgeblich beteiligt ist an der Einrichtung des jüngsten Kompetenzfeldes 4 „Regulation und Selbstregulation in Individuen und Organisationen“. Hier ein Ausschnitt aus unseren Zielsetzungen:
Fragen der Selbstregulation sind von hoher gesellschaftlicher Relevanz und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Wie lernen Menschen, sich selbst zu regulieren und welche Gehirnprozesse liegen dem zugrunde? Ist die Entwicklung und Ausprägung entsprechender Fähigkeiten kulturabhängig? Welche Rolle spielen selbstregulatorische Fähigkeiten bei Entscheidungs- und Problemlöseprozessen – z.B. in der Wirtschaft oder der Politik sowie in Krisensituationen? Wie hängen Selbstregulation und Leistungsmotivation in der Schule oder im Beruf zusammen? Welche Bezüge bestehen zu körperlicher und seelischer Gesundheit bzw. Krankheit? Dies sind nur einige wenige Beispiele für eine breite Palette an Fragestellungen, die sich alle auf das Konstrukt der Selbstregulation beziehen und die vielfältige Möglichkeiten für interdisziplinäre Arbeit eröffnen. Dabei besteht ein Desiderat des gegenwärtigen Forschungsstandes darin, dass der Begriff Selbstregulation in unterschiedlichsten Zusammenhängen Verwendung findet, ohne dass bislang der Versuch unternommen worden wäre, einen übergreifenden theoretischen Rahmen zu entwickeln. Eine wichtige Zukunftsaufgabe besteht folglich darin, unter Wahrung der Vielfalt der Zugangsweisen zu diesem Phänomen einen Rahmen zu schaffen, der konzeptuelle Überschneidungen und Unterschiede in der interdisziplinären Diskussion deutlich herausarbeitet und so einen fächerübergreifenden Dialog über ein zentrales Thema der menschlichen Existenz ermöglicht. Dies soll im Rahmen des neu einzurichtenden Kompetenzfeldes an der Universität Heidelberg geschehen.
Um diese Ziele zu erreichen, wird eine neue Gruppe von Nachwuchswissenschaftlern benötigt, die sich explizit auf das genannte Themenfeld einlassen und interdisziplinäre Spitzenforschung zur Selbstregulation betreiben. Diese Gruppe sollte sich aus Postdocs und Doktoranden mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten zusammensetzen, die international rekrutiert werden. Die geplante Einrichtung von mehreren Nachwuchsgruppen mit jeweils eigenem Mitarbeiter und eigenen Doktoranden, dazu Gastwissenschaftler und Sommerschulen: das wird sehr spannend werden! Flankierend dazu ein Lehrprogramm, das die Themen dieses Schwerpunkts behandelt und vertieft und somit den Nachwuchs darauf vorbereitet.
Die Details können nun ausgearbeitet werden – die Würfel sind gefallen! Hier noch mal die Liste der nurmehr 11 Exzellenzunis in alphabetischer Folge (die fünf Aufsteiger in kursiver Schrift):
- Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen,
- Freie Universität Berlin,
- Humboldt-Universität zu Berlin,
- Universität Bremen,
- Technische Universität Dresden,
- Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg,
- Universität zu Köln,
- Universität Konstanz,
- Ludwig-Maximilians-Universität München,
- Technische Universität München,
- Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
Abgestiegen sind Freiburg, Göttingen und Karlsruhe. Nicht geschafft haben es die Bewerbungen von Bochum und Mainz. Dass Freiburg und vor allem Karlsruhe ihren Status verloren haben, Tübingen neu fürs Ländle dazugekommen ist, hat uns alle überrascht!
Jetzt wird erst mal gefeiert, dann geht die Arbeit weiter. Danke an alle, die mitgearbeitet haben und den Erfolg haben entstehen lassen! Dank insbesondere an Andreas Kruse, der sich unermüdlich für die Beteiligung der Psychologie eingesetzt hat und ohne den das Zukunftskonzept anders ausgefallen wäre!
PS: Bei aller Euphorie: Es sollte nicht nur in die Exzellenz-Unis Geld gesteckt werden – auch die anderen Unis sind unterfinanziert! Unsere Gesellschaft muss insgesamt den Wert von Bildung deutlicher anerkennen, nicht nur an der Spitze, sondern gerade auch am breiten Boden der Pyramide. Warum wird immer nur von Banken-Rettungsschirmen gesprochen, nicht aber von Biuldungs-Rettungsschirmen?
Und: Es sollte Forschung nicht zu massiv zu Lasten von Lehre gehen! Natürlich halte ich die in der BRD mehrheitlich vorgeschriebenen 9 Semesterwochenstunde Lehre für zuviel! Mit 5-7 Stunden wären wir ja auch schon gut dabei. Aber was nicht angehen kann: Dass ein Studierender z.B. im zweijährigen Masterstudium seinen Professor nicht ein einziges Mal in der Lehre hört – das ist alles andere als exzellent!Gerade deswegen haben wir forschungsorientierte Lehre auf unsere Fahnen geschrieben, die uns von Fachhochschul-Lehre unterscheidet, wo Lehrbuchwissen ausgebreitet wird ohne eigenen Forschungsbezug.
Siehe auch den studentischen Beitrag: http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/studium/fachschaft/?q=node/1029