Zum 1.12.2010 ist Dipl.-Psych. Andreas Fischer zu einem auf drei Jahre angelegten BMBF-Promotionsprojekt unter dem Titel „Dynamisches Problemlösen als fachübergreifende Kompetenz: Entwicklung eines individualdiagnostischen Facettendiagnosticums“ gestartet.
Worum geht es dabei? Im wesentlichen soll Problemlösen nicht ein-, sondern mehrdimensional erfasst werden. Warum reicht nicht eine Dimension? Weil es beim komplexen Problemlösen um eine ganzes Bündel von Anforderungen geht wie z.B. Information zu beschaffen, diese zu verdichten, daraus ein Modell zu bilden, auf dessen Grundlage Vorhersagen zu machen und auftretende Konflikte durch Prioritätensetzung zu reduzieren. Ganz schön viel also, und vor allem Unterschiedliches!
Hier ein Ausschnitt aus dem Antrag:
Dynamisches Problemlösen als individuelle Fähigkeit interessiert nicht nur die kognitive Psychologie, sondern auch die empirische Bildungsforschung. Dessen ungeachtet kamen beide Bereiche in den letzten 30 Jahren Forschungsgeschichte ohne ein psychometrisch angemessenes Messverfahren aus. Erst Greiff und Funke (2009) entwickelten ein theoretisch und methodisch fundiertes Messinstrument der dynamischen Problemlösekompetenz, MicroDYN, welches psychometrischen Anforderungen genügt.
MicroDYN basiert auf der Theorie operativer Intelligenz (Dörner, 1986), die dynamisches Problemlösen in fünf Facetten unterteilt: (1)Informationsgenerierung, (2) Modellbildung, (3) Prognose, (4) Informationsreduktion und (5) Bewertung. Bisher ermöglicht MicroDYN ausschließlich die individualdiagnostische Kompetenzeinstufung der ersten drei Facetten. Um diese Unvollständigkeit zu beheben und MicroDYN fortzuentwickeln, sollen in diesem Promotionsprojekt drei Bereiche bearbeitet werden: (1) die Teilanforderungen Informationsreduktion und Bewertung werden als zwei wichtige Facetten in MicroDYN integriert; (2) Es wird der Frage nach den strukturellen Beziehungen der fünf Dörnerschen Teilanforderungen zu anderen Konstrukten nachgegangen; (3) Geschlechterdifferenzen im dynamischen Problemlösen werden untersucht, da die Frage der Geschlechtsneutralität sowohl unter wissenschaftlichen als auch praktischen Aspekten von hoher Relevanz ist.
Entwicklungsziel des vorliegenden Projekts ist ein hinreichend validiertes fünf-dimensionales Facettendiagnosticum der dynamischen Problemlösekompetenz, das in der empirischen Bildungsforschung sowie der Kognitionspsychologie eingesetzt werden kann.
Ein spannendes Vorhaben, das unsere DFG-geförderten Entwicklungsarbeiten zu neuen Messinstrumenten für dynamisches Problemlösen (MicroDYN und MicroFIN) optimal ergänzt!
Keine Antworten