Der Titel „Surrealismus und Wahnsinn“ stammt von einer Ausstellung, die bis 14.2.2010 in der Prinzhorn-Sammlung zu sehen ist. Diese Sammlung ist weltweit einzigartig und enthält ein Weltkulturerbe der besonderen Art: Arbeiten von etwa 450 Patienten psychiatrischer Anstalten. Studierende, die am Seminar „Kunst und Psychologie“ von Raphael Rosenberg und mir teilgenommen haben, werden einige der ausgestellten Bilder (z.B. von Wölfli, dem damals eine eigene Ausstellung gewidmet war) wiedererkennen, viele andere Exponate sind neu und nur zu diesem Zweck nach Heidelberg gebracht worden.
„Der Wunderhirthe“ von August Natterer ist z.B. Vorlage für eine Zeichnung von Max Ernst gewesen, von dem auch der grossformatige „Gefallene Engel“ zu sehen ist. Art Brut und die Kunst der Geisteskranken – „es gibt so wenig eine Kunst der Geisteskranken wie es eine Kunst der Magenkranken oder der am Knie Erkrankten gibt“, so Jean Dubuffet – sind Verwandte des Surrealismus, vielleicht sogar deren wahre Repräsentanten!
Andre Breton:
„die einfachste surrealistische handlung besteht darin, mit einem revolver in den fäusten auf die straße zu gehen und blindlings soviel wie möglich in die menge zu schießen. wer nicht wenigstens einmal im leben lust gehabt hat, auf diese weise mit dem derzeit bestehenden elenden prinzip der erniedrigung und verdummung aufzuräumen, der gehört eindeutig selbst in diese menge und hat den wanst ständig in schußhöhe“.
Die (selbstgebastelte Holz-)Pistole ist in der Ausstellung zu sehen – und noch viel mehr! Ein Besuch lohnt sich, zumal es sicher nicht mehr so voll sein dürfte wie auf der Vernissage am 25.11.09, wo die Eröffnungsgrüße des Oberbürgermeisters in den Nebenraum übertragen werden mussten und viele Interessierte nicht eingelassen werden konnten.
Übrigens läuft parallel zur Ausstellung in der Prinzhorn-Sammlung die darauf abgestimmte Ausstellung „Gegen jede Vernunft“ im Hack-Museum Ludwigshafen, die ebenfalls zu empfehlen ist.
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