Mit großem Vergnügen las ich in der ZEIT vom 27.11.2009 einen Beitrag von Adam Soboczynski mit dem Titel „Nieder mit Bologna!“, in dem sich der Autor gegen den Einzug der ökonomischen Metaphern in die Universitäten zur Wehr setzt und ein Lob des Bummelstudiums ausspricht. Als jemand, der selbst nicht geradlinig und erst recht nicht schnell studiert hat, spricht mir dieser Beitrag aus dem Herzen! Ein akademisches Studium ist eben nicht nur Wissenserwerb, sondern auch ein Stück Persönlichkeitsentwicklung. Die braucht „Frei“raum, braucht „Frei“zeit – Muße ist kreativitätsförderlich und sollte nicht verwechselt werden mit „Nichts tun“. Das Plädoyer ist ja nicht eines für bezahltes Nichtstun in der sozialen Hängematte, sondern ist eines für das Befolgen individueller Neugier und selbst gesteuertem Suchen und Finden von Wissen. Diese Lebensphase ist ja auch verbunden mit der Verpflichtung, das erworbene Wissen später zum gesellschaftlichen Nutzen gereichen zu lassen.
Kann ich als jemand, der 17 Semester für sein Studium der Psychologie, Germanistik und Philosophie benötigt hat, überhaupt anderes sagen? Und tatsächlich habe ich mich „nur“ 9 Semester von meinen Eltern exklusiv unterstützen lassen (Danke dafür!), danach gab es überwiegend Hiwi-Gelder, von denen ich gelebt habe. Aber welcher BSc-Studierende hat heute noch Zeit für Hiwi-Aktivitäten? Auch das kann ja nicht stimmen…
Und noch etwas anderes: Warum soll ausgerechnet die Phase des Studiums (3 Jahre nach Bologna für BA und 2 Jahre für MA) kürzer werden, wo die Phase des Arbeitslebens (mindestens 40 Jahre) sowieso schon länger wird? Da stimmt doch etwas mit den Verhältnissen nicht. Und vor allem: die Studienjahre sind ja meistens die viel aufregenderen als die Jahre des Arbeitslebens 🙂 Also, liebe Politiker: wenn ihr schon die Lebensarbeitszeit verlängert, macht das bitte auch anteilig bei der Studienzeit!
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