Auftaktveranstaltung zum Marsilius-Projekt „Climate Engineering“

Am 27.11.09 fand die Auftaktveranstaltung zu unserem Marsilius-Projekt „Climate Engineering“ (siehe dazu meinen früheren Blog-Eintrag) in der Alten Aula der Universität statt. Als Gastredner konnte der kanadische Umweltwissenschaftler David Keith (Calgary) gewonnen werden, der zum Thema „Should we engineer the climate?“ sprach. David Keith ist laut Time Magazin einer der acht „Heroes of the Environment 2009“ in der Kategorie „Scientists and Innovators“: Klasse!

Die klare Ansage von David Keith: Neben „mitigation“ (Reduzierung des CO2-Ausstosses: das ist sowieso unumgänglich!) und „adaptation“ (Anpassung des Menschen an die veränderten Bedingungen) stellt „geo-engineering“ die dritte Option dar: Großtechnische Beeinflussung des Klimas durch Massnahmen wie Einbringung von Schwefeldioxid in die Atmosphäre (solar radiation management) oder die Extraktion von CO2 aus der Atmosphäre (carbon capture and storage).

Einige dieser Massnahmen sind so kostengünstig, dass man angesichts quadratisch steigender Folgekosten der Klimaerwärmung fast von einer billigen Lösung sprechen könnte (3-4% des Bruttosozialprodukts würden wohl schon erhebliche Verbesserungen bedeuten). Warum wird es nicht sofort in die Tat umgesetzt? Wie so oft, gibt es auch hier Nebenwirkungen: es gibt Gewinner- und Verlierer-Regionen. Von daher sollte unbedingt ein weltweiter Vertrag vereinbart werden, der die Folgen solcher Massnahmen gerecht verteilt – allerdings müsste dafür zunächst die Technik entwickelt werden, die ja momentan mehr ein Konzept als realisierte Technologie ist. Die Vorstellung eines reichen „Green Fingers„, der auf eigene Faust das Klima zu seinen Gunsten verändern will, ist ein wenig beunruhigend.

Geo-Engineering: das ist kein Ersatz für umweltbewusstes Verhalten (siehe meinen Blog-Eintrag zum Virtuellen Wasser)! Keith hat sich im Nachgespräch verwundert gezeigt, wieviel fossile Energie in der BRD zum Transport verwendet wird (Autos, Flugzeuge, Bus & Bahn) und warum hier nicht durch die Politik umgesteuert wird, wohl aber Solarzellen gefördert werden, die in unseren Breitengraden vergleichsweise wenig effizient arbeiten. Na ja: in den USA und Canada sind ja meines Wissens auch nicht nur Hybrid- oder Elektrofahrzeuge unterwegs…

Sascha Wüstenberg, mein Mitarbeiter in diesem Projekt, wird im Dezember nach Kopenhagen reisen und die Klimakonferenz offiziell als Beobachter besuchen. Hoffentlich wird das Thema „Geo-Engineering“ dort verhandelt – zumindest im Copenhagen Consensus Center gibt es bereits Informationen dazu. Bin gespannt, was Sascha berichtet – Sascha & Co-Doktoranden: ich hoffe auf Euren Blog 🙂

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