Budgetierung durch das Rektorat

Ein wichtiges Ereignis hat diese Woche stattgefunden: Zum ersten Mal wurde unser Psychologisches Institut im Rahmen von Budgetierungsverhandlungen durch das Rektorat evaluiert. Alle Institute der Uni Heidelberg werden dieser aufwendigen Prozedur unterzogen, bei der es im wesentlichen darum geht, die Leistungen der jeweiligen Einrichtung genau unter die Lupe zu nehmen und daraufhin das Budget für die kommenden Jahre festzulegen.

Die Budgetierungsverhandlungen sind schon lange intensiv vorbereitet worden: Alle möglichen Kennzahlen sind zusammengestellt worden, sowohl aus der Forschung wie auch aus der Lehre. Natürlich sind wir stolz auf unsere guten Rankings, auf unsere Forschungserfolge und die Drittmittelbilanz. Aber auch die Lehrevaluation stellt uns gute Noten aus.

Dass wir chronisch unterfinanziert sind, teilen wir mit vielen anderen Hochschuleinrichtungen. Seit dem Solidarpakt 1998-2003 und 2003-2008 hat unser PI knapp 25% seines Personalbestandes verloren. Unser Aversum (das verfügbare, nicht durch Personalverträge gebundene Budget) ist seit über 10 Jahren trotz Inflation, MwSt-Erhöhung, usw. unverändert geblieben, obwohl unsere Aufgaben und Aktivitäten ausgeweitet wurden (wir haben z.B. in den letzten 10 Jahre zahlreiche kostspielige Labore eingerichtet und unterhalten diese fortlaufend) – das hat u.a. auch Räume gekostet! Personal aus Drittmitteln und aus Studiengebühren ist zahlreich dazugekommen. Kein Wunder, dass unsere Wunschliste aus drei Punkten besteht:

  1. Wir brauchen mehr Raum – wir platzen aus allen Nähten! Ein Vorschlag zur Lösung wäre, die Kellerräume im Vorder- und im Hintergebäude auszubauen.
  2. Wir brauchen mehr nicht-wissenschaftliches Personal für die diversen Labore (1-2 Mitarbeiterstellen) und für die immer mehr steigende Verwaltung (Ersatz für wegfallende Stellen mit kw-Vermerk).
  3. Wir brauchen eine Erhöhung unseres Budgets (teure Laborunterhalte; Inflationsausgleich; Re-Investitionen für steinalte Geräte und Ausstattung).

Das Rektorat (Rektor und Prorektoren), unser Dekan Andreas Kruse und Mitarbeiter der Verwaltung (eine Delegation von ca. 15 Personen, darunter die Kanzlerin und mehrere Dezernatsleiter) haben sich einen Tag lang Zeit genommen, um mit allen Statusgruppen – Professoren, Mittelbau, Studierenden, Nichtwissenschaftlern – zu reden.

Dass im Endergebnis nach 10 Stunden dann doch alles eher nach Hornberger Schießen aussieht, ist ein möglicher Eindruck. Tatsächlich gibt es zwar keine konkreten Ergebnisse, aber doch ein paar neue Erkenntnisse über uns selbst und wie uns das Rektorat einschätzt. Und vor allem: Wir Professoren haben soviel miteinander geredet wie schon lange nicht mehr. Dabei sind eine Reihe guter Ideen entstanden.

Wofür wir gelobt wurden: alles, was mit Lehre und Studium zusammenhängt und was den Umgang mit Studierenden betrifft, sei „beispielgebend“ für diese Universität! Wow! Auch die Teamqualitäten im Institut scheinen erkannt worden zu sein, wenngleich unsere Forschungs- und Drittmittelaktivitäten, die wir ganz schön beeindruckend finden, dem Rektorat noch nicht genug sind. Wofür wir Minus-Punkte bekommen haben, ist die zu geringe Zahl an Promotionen, auch wenn wir glaubhaft machen konnten, dass sich hier einiges verbessern wird. Als Minus wurde ebenfalls die inhaltliche Breite gesehen – das Fehlen eines klaren Profils -, die wir eigentlich als unsere Stärke betrachten: analog zur Volluniversität („comprehensive university“) sehen wir uns noch als eines der wenigen verbliebenen Psychologischen Institute mit großer Fächerbreite („comprehensive psychology“). Wir sollten es dennoch schaffen, starke Inhaltscluster herauszustellen (Young Infants; Rationality and Decision Making; Emotion Regulation) und auch quer zu Inhalten liegende Stärken (Psychological Science in the Public Interest) hervorzuheben.

Die Raumfrage: wir haben fast keine Expansionsmöglichkeiten auf unserem wunderschönen Altstadt-Gelände. Was bleibt uns außer einem Umzug? Das Undenkbare denken – nichts ist unmöglich… Die Geldfrage: Das Rektorat würde wohl gerne mehr tun, aber Aversumserhöhung ist nicht drin (wohl aber ein -geldwertes- Entgegenkommen bei der Raumberechnung, was unsere Raumkosten reduzieren würde und damit indirekt unseren Haushalt stärkt).

In summary: Alles in allem stehen uns jetzt einige Optionen offen, die wir mit entsprechenden Planungen in Angriff nehmen können und dabei auch Unterstützung durch das Rektorat angeboten bekommen, so z.B. die Mitwirkung bei der Exzellenzinitiative. Das Rektorat hat uns einen Spiegel vorgehalten, der das, was wir wahrnehmen, etwas anders aussehen lässt. Darüber müssen wir nachdenken. Die Bilanz könnte also auch so lauten: wir verlieren nichts, gewinnen aktuell nichts, aber können zukünftig etwas gewinnen, wenn wir den beabsichtigten Strukturwandel vorantreiben.

Wie heisst es doch bei Wikipedia über das Hornberger Schießen: „wenn eine Angelegenheit mit großem Getöse angekündigt wird, aber dann nichts dabei herauskommt und ohne Ergebnis endet“.

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