Heidelberger Instrumente weltweit bei PISA 2012

Gute Nachricht kam gestern aus dem sonnigen Santa Barbara, CA: Auf einem Meeting der PISA-Verantwortlichen wurde für die kommende PISA 2012-Runde vorgeschlagen, dass im Schwerpunkt dieser Erhebungswelle („Problem solving“) ein Teil der Zeit für Erhebungsinstrumente aus Heidelberg vorgesehen wird. Auch wenn vielleicht eine gute halbe Stunde Testzeit wenig erscheinen mag – aber man denke sich das multipliziert mal 60 Länder mal 5.000-10.000 Schüler pro Land! Das geht in die Hunderttausende… Hier wird normalerweise um jede Minute gefeilscht! Wäre toll, wenn das klappt!

HeiFI Raumfahrt

Bereits im Jahr 2000 kam ein Heidelberger Produkt – der Heidelberger Finite Automat (HeiFI), damals als Raumfahrt-Szenario eingekleidet – in der nationalen Ergänzungsstudie (6000 Schüler) bundesweit zum Einsatz und hat dabei seine Tauglichkeit als Messinstrument erfolgreich unter Beweis gestellt (siehe Klieme, Funke, Leutner, Reimann & Wirth, 2001).

MicroDYN und MicroFIN heissen nun die beiden von Samuel Greiff und mir entwickelten innovativen Rahmenmodelle – lineare Strukturgleichungssysteme und finite Automaten, die jeweils unter dem Gesichtspunkt minimal komplexer Systeme betrachtet werden und nach psychometrischen Prinzipien konstruiert sind.

Problemlösen im Zeitalter von Digital Devices wird von uns so verstanden: „Dynamic problem solving is the ability to identify the unknown structure of artifacts in dynamic, technology-rich environments to reach certain goals.“ Der Fokus liegt also klar auf dem Individuum (im Unterschied zu Problemlösen im sozialen Setting) und der Auseinandersetzung mit Artefakten – es geht also nicht um z.B. das Problem, welches Studienfach man wählen sollte.

Unser Problemlöse-Ansatz für „PISA 2012 Problem Solving“ hat damit zugleich eine hohe Affinität zum Schwerpunkt „Science“, der bei PISA 2015 gesetzt wird – auch das sicher nicht verkehrt, denn Wissenschaft hat viel mit Problemlösung zu tun (man muss ja nicht gleich so weit gehen wie Sir Karl Popper: „All life is problem solving“).

Große Freude also nicht nur in Heidelberg, sondern auch in der deutschen PISA-Szene (z.B. Essen, Frankfurt, Berlin, Kiel) darüber, dass wir im internationalen Wettbewerb mithalten können! Aber es wäre ja auch gelacht, wenn uns ausgerechnet zum Thema „Denken und Problemlösen“, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts fest in deutscher Hand war (Karl Duncker, Wolfgang Köhler, Otto Selz), nichts eingefallen wäre…

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