Ablehnungen

Im Forscherleben gibt es zahlreiche Auf- und Ab-Bewegungen und emotionale Achterbahnfahrten, wenn es um das Schicksal eingereichter Zeitschriftenbeiträge geht oder wenn man auf die Drittmittelanträge schaut. Zwei negative Ereignisse haben mich zuletzt erwischt: Die wohl für zu selbstverständlich gehaltene Verlängerung unseres DFG-Projekts „Theoriegeleitete Konstruktion von Aufgaben zur Erfassung des Problemlösens in dynamischen Situationen“ sowie die Ablehnung eines SPP-Antrags „Complex Cognition“, den Markus Knauff (Gießen), Ute Schmid (Bamberg) und ich gemeinsam gestellt hatten.

In beiden Fällen war ich unglücklich: Die Ablehnung des SPP zeigte eine klare Abneigung der Gutachter gegenüber komplexen Fragestellungen nach dem Motto „untersucht doch bitte erst mal einfache Prozesse“; eine Haltung, die man natürlich einnehmen kann, aber darf man in einer pluralen Wissenschaftswelt tatsächlich andere Sichtweisen einfach ausschließen? Außerdem haben sie nur einen kleinen Teil unseres Vorhabens bewertet und zu anderen (großen) Teilplänen geschwiegen.

Die Ablehnung des DFG-Verlängerungsantrags hat mich geärgert, denn in den 22 Zeilen des Ablehnungsbescheids stehen 3 definitiv falsche Aussagen (wie genau lesen Gutachter eigentlich die Anträge?), 1 ungerechte Bewertung (bei meinem Antrag wurden 50% der ursprünglich erbetenen Mittel gestrichen – jetzt heisst es vorwurfsvoll, wir hätten gerade etwas mehr als die Hälfte des Beantragten geschafft…) und 1 subjektive Einschätzung (unsere Hypothesen seien doch spekulativ – nun ja, bei explorativen Arbeiten bleibt einem manchmal nichts anderes übrig…).

Eigentlich kann ich mit Kritik ganz gut umgehen – in den meisten Fällen kann ich Reviewer-Kommentare nachvollziehen, häufig (nicht in jedem Fall!) führt diese Kritik auch zu einer Verbesserung und Schärfung der Aussagen. Allerdings scheinen mir Sachverstand und konstruktive Absicht zwei Ingredienzien zu sein, die bei Journal-Reviews häufiger anzutreffen sind als bei Projektgutachten. Woran das liegen könnte? Die Auswahl der Gutachter erfolgt bei Zeitschriften wesentlich punktgenauer – bei Projekten entscheiden Personen, die weiter weg vom Thema sind und daher Stärken und Schwächen nach anderen Kriterien als nur den sachlichen beurteilen müssen. Schade eigentlich!

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