Der ehemalige Präsident der Universität Witten/Herdecke, Konrad Schily, in einem ZEIT-Beitrag „Leitwährung: Credit Point“ (25.6.2009, S. 46) aus der letzten Woche:
„Die Politik hat es bis heute nicht gewagt, die wirklich heißen Eisen notwendiger Reformen in Angriff zu nehmen. Meines Erachtens ist es ein Skandal, dass wir in vielen Bundesländern Bildungsbiographien trotz aller Kritik nach wie vor nach der vierten Schulklasse selektieren. Wir reproduzieren sehenden Auges soziale Determinierungen, die sich weder in Hinblick auf normative Fragen noch im Hinblick auf die Herausforderung des demografischen Wandels rechtfertigen lassen.
Darüber hinaus war es ein fataler Irrglaube der politisch Verantwortlichen, man könne die Qualität von Bildung verbessern, indem man allein die Koordinaten der Bildungsabschlüsse anders justiert. Das deutsche Universitätssystem war vor Bologna unterfinanziert und ist es heute unter der gewollten Ausweitung der Akademisierung von Ausbildungsberufen umso mehr. Überfüllte Seminare, überarbeitete Lehrende, eine überbordende Fülle an Reglementierungen und Modularisierungen eines Studienbetriebs, in dem der Credit Point zur einzig akzeptierten intellektuellen Leitwährung gemacht worden ist – unter solchen Bedingungen findet Bildung im Humboldtschen Sinne keinen Platz mehr.“
Was soll ich da noch hinzufügen?
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