Brauchen wir mehr Coaching?

Mein Mediencoach Claudia Frey hat in ihrer jüngsten (ersten) Blogparade die Frage aufgeworfen, ob wir in schwierigen Zeiten – wie jetzt die der Wirtschaftskrise – mehr Coachs/Berater/Therapeuten brauchen. Hatte ich nicht gerade auf dem Flug nach Budapest im ManagerMagazin gelesen, dass immer mehr Manager auf die Couch müssen? Auf den ersten Blick sieht es ja ganz danach aus, dass Führungskräfte in schwierigen Zeiten besonderen Belastungen ausgesetzt sind.

Aber stimmt das wirklich? Ist es erst die aktuelle Krise, die ein Coaching notwendig macht? Sind Führungskräfte nicht grundsätzlich darauf angewiesen, immer wieder „geerdet“ zu werden, um nicht abzuheben? Offensichtlich finden sich in Leitungspositionen ja immer wieder Persönlichkeiten, denen der Umgang mit Macht zu Kopf steigt, die sich für etwas Besonderes halten, für das die herkömmlichen Regeln nicht gelten, oder die ihrem Narzissmus frönen und alles dafür tun, im Rampenlicht zu stehen.

Kann ein Coach oder Therapeut das verhindern oder zumindest abschwächen? Warum sollte sich eine – vielleicht noch hochgestellte – Führungskraft den Empfehlungen von einem Außenstehenden unterwerfen? Dies könnte dann gelingen, wenn beim Manager ein entsprechendes Problembewusstsein und ein belastbares Vertrauensverhältnis zum Coach vorliegen. Das Problembewusstsein hilft, überhaupt Sensibilität für das Problem zu entwickeln, das Vertrauensverhältnis ist Grundlage dafür, dass Ratschläge überhaupt angenommen werden können.

Apropos Ratschläge durch Coaches: Auf der einen Seite ist der Ausweis von Professionalität natürlich Voraussetzung dafür, dass Empfehlungen überhaupt eine Chance bekommen angenommen zu werden – auf der anderen Seite reicht das in diesem Fall nicht aus, sondern muss durch Lebenserfahrung, Klugheit und Weisheit (Dingen also, die nicht zertifiziert werden) ergänzt werden. Eine Chance also vor allem für ältere Coaches?

Ich meine, dass Führungskräfte gut beraten sind, wenn sie sich nicht nur in wirtschaftlich stürmischen Zeiten coachen lassen – Coaching im Sinne von unterstützender Beratung bei schwierigen Entscheidungen brauchen wir alle (auch die Nicht-Führungskräfte) und zu vielen Zeiten. Dafür gibt es Freunde und Familienangehörige. Aber in den oberen Etagen werden Freundschaften anscheinend rarer – da ist der gekaufte Freund namens Coach doch ganz praktisch, oder?

Kategorien:

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Archive
Kategorien