Zu den vielen virtuellen Welten, die wir kennen, gehört auch die des Wassers. Virtuelles Wasser? Eigentlich hätte man es auch unsichtbares Wasser nennen können, denn es geht um Wasserverbrauch, dessen man sich nicht bewusst ist. Der tägliche Hauswasserbedarf in Deutschland ist erfreulicherweise auf 130 Liter pro Person zurückgegangen. Allerdings ist dies nur ein Bruchteil des tatsächlichen täglichen Wasserverbrauchs, der bei etwa 4000 Litern pro Tag und pro Person liegt. Wie kommt diese Summe zustande? Tatsächlich steckt in vielen Waren des täglichen Verbrauchs Wasser, das man nicht sieht: 20.000 Liter braucht 1 kg Kaffee (eine 125ml-Tasse entspricht 7g Kaffee = 140 Liter Wasser), 10 Liter braucht man für 1 Blatt Papier, 1 kg Rindfleisch braucht 15.000 Liter zu seiner Produktion, für ein T-Shirt (250 g Baumwolle) werden 2.700 Liter benötigt. Der „Wasser-Fußabdruck“ ist übrigens für die verschiedenen Staaten dieser Erde sehr unterschiedlich – Deutschland gehört zu den Top-Ten-Importeuren virtuellen Wassers!
Geographen untersuchen diese Prozesse globaler Dynamik im Detail – im geplanten Cluster zur Exzellenz-Initiative II (ab 2012) soll dieses Thema genauer untersucht werden, auch mit Hilfe der Denkpsychologie, denn aus Sicht der Problemlöseforschung ist hier ein Beispiel für die Intransparenz eines Sachverhalts gegeben – wie könnte man erreichen, dass dieses Merkmal besser erkennbar wird? Welche Alternativen bestehen zur Vermeidung überflüssigen Wasserverbrauchs? Wie läßt sich die vorschnelle Verschmutzung von hochwertigem, sauberem Wasser durch Produzenten wie Konsumenten reduzieren? Wasser ist auf dieser Erde für alle genug da – leider stimmt die gerechte Verteilung wieder mal nicht…
Auf jeden Fall zählt das virtuelle Wasser mit zum ökologischen Fußabdruck, den jeder von uns hinterlässt. Zum Berechnen des eigenen ökologischen Fußabdrucks geht es hier – mein eigener Abdruck liegt bei 4,68 ha, die sich wie folgt zusammensetzen:
Wohnen | 1,35 ha | ||
Ernährung | 0,86 ha | ||
Verkehr | 0,67 ha | ||
Konsumgüter | 1,00 ha | ||
Dienstleistungen | 0,80 ha | ||
Summe | 4,68 ha |
Natürlich ist dieser Wert nur eine Schätzung – trotzdem zeigt er, wo Optimierungsmöglichkeiten bestehen.
Zurück zum ExIni-II-Cluster: Noch ist das Vorhaben erst in der Planung und noch nicht genehmigt – aber die Zusammenarbeit mit Geographen, Biologen, Juristen und Ökonomen ist interessant. Sie ist Ergebnis meiner Marsilius-Fellowship, die jetzt in die zweite Halbzeit geht.