Von einer derzeit im Kurpfälzischen Museum stattfindenden Ausstellung bin ich ganz begeistert: die „Magischen Maschinen“ des französischen Ingenieurs Salomon de Caus, der von 1614-1619 in Heidelberg tätig war und bislang vor allem als Vater des Schlossgartens („Hortus Palatinus“) galt, durch die Ausstellung aber nun auch als kenntnisreicher Naturwissenschaftler und Erfinder – durchaus vergleichbar mit Leonardo da Vinci – erkennbar wird.
Da er für eine Reihe von Entdeckungen (z.B. das Unterdruck-Prinzip) zunächst keine nützlichen Anwendungen sah, hat er neben der Kategorie nützlicher Maschinen auch die Kategorie lustiger Maschinen gebildet, in der der Unterdruck etwa dazu genutzt wurde, einen trinkenden Löwen herzustellen, der ein an sein Maul gehaltenes Glas (via Unterdruck) ausschlürft.
Im Januar 1615 widmete de Caus Kurfürstin Elisabeth Entwürfe für sehr aufwendige Maschinen, welche dazu dienten, in Gartengrotten verschiedene Figuren wie von Geisterhand bewegen und musizieren zu lassen. Diese Entwürfe zählen zu den ersten Belegen von „Automatenkunst“ in Deutschland. Salomon de Caus war von Anfang an einer der wichtigsten künstlerischen Berater von Friedrich V. und Elisabeth. Ein Großteil seiner Erfindungen und Entdeckungen konnte allerdings nicht realisiert werden. Der Dreißigjährige Krieg setzte der Fertigstellung des Hortus Palatinus ein rasches Ende. [aus dem Ankündigungstext der Ausstellung]
Salomon de Caus hat wohl in London, wo er bis 1613 die Königskinder im perspektivischen Zeichnen unterrichtete, Francis Bacon erlebt, dem wir die Unterscheidung von Gelegenheits- und planmäßigen Beobachtungen (darunter: systematische Beobachtung und Experiment) verdanken. De Caus war Autodidakt mit vermutlich hoher analytischer und praktischer Intelligenz (er wird in den Hofbüchern als jemand geführt, der etwa vier mal soviel verdiente wie der -angesehene- Hofgärtner). Seine Bücher über Perspektive, über die Maschinen und über den Hortus Palatinus waren natürlich auch Instrumente der Selbstvermarktung, mit denen er seine Qualitäten demonstrieren konnte.Für Heidelberg als „grüne“ Stadt ganz interessant: Salomon de Caus war ein Freund der Sonnenenergie – er hat mit Linsen experimentiert, die das Sonnenlicht zur Wassererhitzung bündeln sollten, um damit Brunnen und Wasserspiele zu betreiben.
Und ganz nebenbei hat er den Umbau des Dicken Turms zu einem Globe Theatre miterlebt, in der Shakespeare-Stücke für die junge Kurfürstin Elisabeth Stuart aufgeführt wurden (ihr zu Ehren ist der Englische Bau auf dem Schloss erreichtet). Das originale Globe Theatre in London war nämlich 1613 abgebrannt. Wer weiss, ob nicht Shakespeare heimlich seinen „King’s Men“ bei deren Aufführungen in Heidelberg zugesehen hat?