Gastvortrag Matthias Kliegel

Diese Woche war Matthias Kliegel aus Zürich zu Gast. Er ist ein Spezialist für das prospektive Gedächtnis, das Erinnern an das, was erst noch kommt (z.B. dass ich noch Brötchen kaufen muss oder dass um 17:00 Uhr Anpfiff zum Viertelfinalspiel Deutschland – Argentinien ist). Da Matthias Kliegel zugleich Life-Span-Entwicklungspsychologe ist, kommen interessante Befunde zustande wie z.B. der, dass in laborexperimentellen Untersuchungen ältere Personen hinsichtlich ihres prospektiven Gedächtnisses eher schlechter abschneiden, bei alltagsnäheren Aufgaben jedoch eher besser sind. Dies könnte mit der Aufgabenwichtigkeit zu tun haben: die rechtzeitige Einnahme des Medikaments ist im Alltag vielleicht doch wichtiger als im Laufe einer längeren Bildschirmsitzung beim Aufleuchten von drei roten innerhalb einer Sequenz von schwarzen Buchstaben eine bestimmte Taste zu drücken.

Die Relevanz prospektiver Gedächtnisforschung ist unbestritten: 50-80% aller Gedächtnisprobleme stammen aus diesem Bereich, und gerade im Alter ist diese Gedächtnisleistung zentral für Selbstständigkeit (z.B. wenn es um das Ausschalten des Herds nach dem Kochen geht). Bedauerlicherweise richten sich 80% der Gedächtnisforschung auf das retrospektive Gedächtnis. Vielleicht sollte man hier etwas gegensteuern?

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